Der Psychologe Matthias Burisch hat in seinem Buch „Das Burnout-Syndrom: Theorie der inneren Erschöpfung“ (2006) ein Modell entwickelt, das den Entstehungsprozess in sieben Kategorien oder Phasen unterteilt. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Phasen nicht strikt aufeinanderfolgend sind, sondern als Kategorien von Symptomen verstanden werden sollten, die in unterschiedlicher Reihenfolge oder parallel auftreten können. Als Betroffene gehe ich in meinen Vorträgen „Mit Spaß in den Burnout?“ aus persönlicher Entwicklungssicht auf alle Phasen ein.
Die sieben Phasen des Burnouts und Interventionsmöglichkeiten
1. Warnsymptome der Anfangsphase
In dieser Phase zeigen sich Symptome wie übergroßes Engagement, Verleugnung eigener Bedürfnisse, Hyperaktivität, Müdigkeit, Energiemangel und das Gefühl, nie Zeit zu haben.
Interventionen: Implementieren Sie regelmäßige Pausen und Erholungszeiten. Praktizieren Sie Achtsamkeitsübungen, um Ihre Bedürfnisse besser wahrzunehmen. Setzen Sie realistische Ziele und Grenzen für Ihr Engagement.
2. Reduziertes Engagement
Diese Phase ist gekennzeichnet durch den Verlust des Einfühlungsvermögens, Distanzierung, negative Einstellung zur Arbeit und Zunahme privater Probleme.
Interventionen: Suchen Sie das Gespräch mit Vorgesetzten, um Ihr Arbeitspensum anzupassen. Pflegen Sie soziale Kontakte außerhalb der Arbeit. Entwickeln Sie Strategien zur Work-Life-Balance.
3. Emotionale Reaktionen und Schuldzuweisung
Hier können schon erste depressive Symptome wie Selbstmitleid, Angst, verringerte emotionale Belastbarkeit, Aggression und Schuldzuweisung auftreten.
Interventionen: Erwägen Sie professionelle Hilfe durch einen Therapeuten oder Coach. Führen Sie ein Tagebuch, um Ihre Emotionen zu reflektieren und zu verarbeiten. Erlernen Sie Stressmanagement-Techniken wie bewusstes Atmen.
4. Abbau der Leistungsfähigkeit
Diese Phase ist charakterisiert durch Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, verringerte Initiative und Kreativität sowie undifferenzierte Wahrnehmung.
Interventionen: Integrieren Sie regelmäßige Bewegung in Ihren Alltag, um die kognitive Leistungsfähigkeit zu verbessern. Strukturieren Sie Ihre Arbeit in kleinere, überschaubare Aufgaben. Nutzen Sie Techniken wie die Pomodoro-Methode zur Fokussierung.
5. Verflachung des emotionalen, sozialen und geistigen Lebens
Symptome dieser Phase umfassen Gleichgültigkeit, Vermeidung sozialer Kontakte, Aufgabe von Hobbys und allgemeines Desinteresse.
Interventionen: Bauen Sie bewusst ein unterstützendes Umfeld auf. Nehmen Sie alte Hobbys wieder auf oder entdecken Sie neue Interessen. Setzen Sie sich kleine, erreichbare Ziele für soziale Interaktionen.
6. Psychosomatische Reaktionen
In dieser Phase treten körperliche Symptome wie Schlafstörungen, erhöhter Blutdruck, Verdauungsprobleme und eine Schwächung des Immunsystems auf.
Interventionen: Priorisieren Sie ausreichenden und qualitativ hochwertigen Schlaf. Achten Sie auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Konsultieren Sie bei anhaltenden Symptomen einen Arzt.
7. Verzweiflung
Die letzte Phase ist gekennzeichnet durch eine negative Einstellung zum Leben, Hoffnungslosigkeit, Sinnlosigkeit und existenzielle Verzweiflung.
Interventionen: Suchen Sie umgehend professionelle Hilfe. Fokussieren Sie sich auf Dinge, die Ihnen Freude bereiten und Sinn geben. Praktizieren Sie Dankbarkeitsübungen, um Ihre Perspektive zu verändern.
Es ist wichtig zu betonen, dass Burnout ein komplexer Prozess ist, der individuell verläuft. Die Erholung von einem Burnout ist möglich, erfordert aber Zeit, Geduld und oft professionelle Unterstützung. Präventive Maßnahmen wie regelmäßige Selbstreflexion, das Setzen von Grenzen und die Pflege einer gesunden Work-Life-Balance können dazu beitragen, das Risiko eines Burnouts zu minimieren.